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„Begegnungen: Alleen in Brandenburg“ Fotografien von Udo Lauer

04. 04. 2021 bis 31. 07. 2021 um Uhr

„Begegnungen: Alleen in Brandenburg“ zeigt die vielschichtigen Facetten dieser beeindruckenden Kulturlandschaft gefiltert durch den Blick des Fotografen Udo Lauer.

 

Der Fotograf Udo Lauer

wurde 1942 in Berlin geboren.

Er ist Gründer der Fotoagentur Merlin-Presse Berlin.

Und vieles mehr:

Fotoausstellungen im In- und Ausland für schwere Themen wie über das Konzentrationslager Struthof, aber auch Kinder der einen Welt und Begegnungen: Schausteller und ihre Volksfeste.

Fotografische Begleitung der Bundespräsidenten

Karl Carstens, Dr. Richard von Weizsäcker, Prof. Dr. Roman Herzog

Johannes Rau und Horst Köhler auf deren Reisen.

 

 

Alleen und Leute

Dr. Thilo von Trotha

 

Erinnern Sie sich an Alexandra? An ihr herrliches Lied: „Mein Freund, der Baum“?

 

Ich wollte dich längst schon wiederseh‘n

Mein alter Freund aus Kindertagen

Ich hatte manches dir zu sagen

Und wusste, du wirst mich versteh‘n

 

Ein Baum ist eine Welt für sich. Eine Welt für Käfer und Bienen. Eine Welt für Schmetterlinge und Vögel. Eine Welt des Wachsens. Um einen Baum muss man sich nicht kümmern. Wenn man ihn in Frieden lässt. Ein Baum kümmert sich um sich selbst.

 

Um eine Allee müssen wir uns kümmern. Denn wir lassen sie nicht in Ruhe. 4475 km Alleen sind nach der Wende allein in Brandenburg gestorben. An Salz gegen Straßenglätte und Sägen gegen Fahrbahnengen. So wie der Freund von Alexandra starb.

 

Noch immer gilt Brandenburg als das Alleen-glücklichste Land in Deutschland. Fast 1200 km Glück an Straßen. Glück aus Eichen, Rotbuchen, Ahorn oder – am meisten – aus Linden. Oder Obst-Glück.

 

Am besten können Sie das Alleen-Glück vom Flugzeug aus sehen. Nicht ganz hochfliegen, dann merken Sie: es gibt keine schönere Verbindung zwischen zwei Orten als eine Allee.

 

Wer ein bisschen höher fliegt, dem erscheint die Erde wie die Hand einer alten klugen Frau. Und die Alleen darin wie die Adern dieser Hand. Ein Anblick, der Maler zu großartigen Bildern inspiriert hat. Paul Cezanne zum Beispiel oder Gustav Klimt.

 

Sie können sehen wie nötig das Land diese Adern hat. Zur Durchblutung, damit es lebendig bleibt. Damit der Wind es nicht verweht. Damit es nicht austrocknet. Damit es schön bleibt. Um Alleen müssen wir uns kümmern. Aus Liebe zu unserem Brandenburg.

 

Das Wort Alleen kommt aus dem Französischen, „allez“ heißt „gehen“. Wer geht, ist in Bewegung. Alleen scheinen unbeweglich zu sein. Die Brandenburger Alleen stehen im Durchschnitt seit 120 Jahren an ihrer Stelle. Trotzdem: Alleen heißt auch Veränderung. Sie wachsen oder vergehen. Im Frühjahr ist ihr Grün zart und durchsichtig. Im Sommer bilden ihre Wipfel ein Dach. Im Herbst sind sie bunt, im Winter kahl. Sie verändern sich und bleiben sich trotzdem von Jahr zu Jahr treu. Alleen können anregend für menschliches Verhalten sein.

 

 

 

Udo Lauer „Begegnungen: Alleen in Brandenburg“,

Fotoausstellung im Schloss Meyenburg

 

Ein Text von Gabriele Thöne 

(Vorstandvorsitzende der "Urania Berlin")                   

 

Allee, Fotografie und Mode. Unvereinbare Welten, mag sein. Aber sprechen Sie diese drei Worte doch mal ganz langsam aus und Sie werden sehen! Was Sie sehen werden? Na, Bilder! Die Worte werden nämlich beim Sprechen zu Bildern und jedem und jeder von uns fallen jene inneren Bilder wie reifes Obst in die sich nach ihnen ausstreckenden Hände. Zufall?

 

Lassen Sie es uns mal nüchtern betrachten. Alle drei – Allee, Fotografie und Mode – alle drei sind Teile des Ganzen, sind Mosaiksteine im Kaleidoskop des vom Menschen Gemachten. Und das nennt man wohl in Summe „Kultur“.

 

Die Natur schuf die Vegetation, das Spiegelbild in den Wassern, die Evolution, ohne die wir ungeformter Sternenstaub in der Unendlichkeit wären. Fürwahr, wir vergessen so oft den nötigen Respekt vor der Kostbarkeit des Lebens. Wir ignorieren geflissentlich, dass wir die Natur nicht erschaffen haben und setzen sie in Relation zur Kultur, so wie Mensch und Tier. Wir sägen an dem Ast, auf dem wir alle sitzen und machen uns dadurch kleiner als wir sind und damit nur noch verletzlicher. Anstatt uns in Demut zu freuen über das, was wir tatsächlich zusätzlich zu schaffen vermögen.

 

Mag sein, unser Leben ist nur ein Moment, ein Windhauch. Aber genau diesem Wimpernschlag können wir Würde verleihen durch Reflexion seiner Einzigartigkeit, durch Respekt und Achtung. Es liegt an uns, ob wir uns dafür öffnen. Aber wenn wir es tun, dann können wir Kulturgüter schaffen, die die Grenzen unserer kurzen Lebenszeit durchbrechen und da Brücken bauen, wo ansonsten das Vergessen unwiderruflich alles Bisherige mit sich in die Tiefe ziehen würde.

 

Der international bekannte Fotograf Udo Lauer lässt Freiraum in seinen Fotografien und doch lenkt er sanft und unmerklich den an Zerstreuung gewohnten Blick hinein in das Innere. Apropos Blick. Auf den ersten Blick scheint es befremdlich, dass Udo Lauer - der an der Seite vieler Bundespräsidenten die Welt bereiste und politische Ereignisse festhielt, der in Mutter Teresa und in zahlreichen weiteren Prominenten mit seiner Kamera Gesichtslandschaften findet, die uns im Herzen mit ihnen verbinden, der sich für den Frieden und die Völkerverständigung einsetzt -, dass eben dieser Mann sich ausgerechnet den heimischen Alleen zuwendet und uns auffordert, ihm dorthin zu folgen.

 

Ist eine Fotografie nur bedrucktes Papier, Mode lediglich drapierter Stoff, eine Allee die Ansammlung verholzter Pflanzen? Als Fotograf hat Udo Lauer im wahrsten Sinne des Wortes „vor Augen“, dass jede Wirkung stets Ausdruck einer Wechselwirkung ist. Denn, was wäre eine Fotografie ohne Betrachter, was Mode ohne die Wärme eines Menschen und was eine Allee ohne Straße...

 

Alleen, diese von Menschenhand baumgesäumten Straßen, sie bieten Schutz, sie prägen die Landschaft insbesondere im wunderschönen Land Brandenburg, sie umrahmen, begrenzen, führen in die Ferne und leiten uns auf dem Weg nach Hause. Zwischen hier und dort, gestern und morgen. Für viele Menschen sind Alleen deshalb der Inbegriff von „Heimat“, dem Ort, an dem wir uns heimisch fühlen, an dem wir uns nicht erklären müssen. Es liegt an uns, was wir mit diesem Ort machen und was er mit uns macht: störender, bestenfalls unbeachteter Raum zwischen A und B oder ein Weg, der das Ziel ist. So, wie die besten Geschichten, die das Leben schreibt zumeist am Wegesrand entstehen, so führt uns Udo Lauer in die Alleen Brandenburgs. Ob wir sie betreten, welchen Blickwinkel wir dabei einnehmen, ob wir verweilen, sie in uns nachhallen, es liegt in unserer Hand, auch wenn wir uns ihrem Zauber nur schwer entziehen können. Und, warum sollten wir uns dem entziehen? Schließlich begleiten und führen sie uns doch schlussendlich zu uns selbst, die Alleen. Oder wie es Goethe sagte in einer Ode an die Bäume:

„... Ja, ich gehe!
ja, ich eile!
Aber, ach!
mein Herz bleibt hier.“

 

In diesem Sinne ist jeder Besuch des Schlosses Meyenburg mit seiner wechselvollen Geschichte, seinem einzigartigen Ambiente, seiner faszinierenden Modeausstellung, verbunden nunmehr mit der wunderbaren Gelegenheit, einzutauchen in die von Udo Lauer fotografisch festgehaltenen Atemzüge der Alleen Brandenburgs ein Stück „Heimkehr zu sich selbst“.

 

 

 

 

Ausgestellt wurde die Fotoserie „Begegnungen: Alleen in Brandenburg“ das erste Mal 1991 im Cecilienhof in Potsdam.

Im Schloss Meyenburg wird sie bis 31.07 zu sehen sein, dann in eine Pause gehen und von 22.10 bis 31.12.2021 wiedereröffnet werden. Der Eintritt ist frei.

 
 

Veranstalter / Veranstaltungsort

Modemuseum Schloss Meyenburg e. V

Schloss 1
16945 Meyenburg

 
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